"Ist denn bald Ruhe da
unten!" "Wenn jetzt nicht gleich
Ruhe ist, ruf ich die Polizei!" hörten sie wieder das Gemeckere.
"Hört nicht drauf, die hört schon wieder auf." Tim
trat den Ball vor sich her, gab an Lisa ab, die ihn mit einem gezielten
Schuss präzise in das Tor hinter Bruno platzierte. "TOOOOR"
schrieen die Tigers alle gleichzeitig; glücklich und übermütig
tanzten sie auf der Wiese herum. Martin hatte noch etwas Zeit, bis sein Vater aus dem Büro nach Hause kam. Er könnte noch mal zum Kiosk schlendern. Dann entschied er sich aber, doch nach Hause zu gehen. Im Briefkasten steckte ein
Brief. "Familie Riester" stand darauf und als Absender "Vereinigte
Wohnungsbaugesellschaft". Er legte ihn auf den Küchentisch zusammen
mit der Postkarte von Tante Lena. Aus Portugal kam die. Man, hatte die
es gut. "Lies mal," sagte Martins Vater, als er den Brief sinken ließ. Er reichte ihn Martin. "Sehr geehrter Herr Riester,"
stand da, "wiederholt erreichten uns Klagen von Mietern der Siedlung
Südviertel über unzumutbaren Lärm, der von fußballspielenden
Kindern verursacht wird. Wir möchten darauf hinweisen, dass das Fußballspielen
auf den Rasenflächen zwischen den Häusern absolut nicht gestattet
ist. Nach Auskunft zahlreicher betroffener Mieter haben die Ruhestörungen,
insbesondere verursacht durch kreischende und brüllende Kinder -
mit und ohne Fußball -, zu denen auch ihre Kinder gehören,
ein für die betroffenen Mieter unzumutbares Ausmaß angenommen.
Wir bitten Sie, darauf einzuwirken, dass die beschriebenen Lärmbelästigungen
sofort aufhören. Andernfalls sehen wir uns gezwungen, eine Auflösung
ihres Mietverhältnisses in Betracht zu ziehen." "Na, gibt`s heute ein
Rückspiel?" Bruno war anscheinend heiß drauf, die Schlappe
von gestern auszubügeln. "Nix, die Alte aus dem Fenster hat
sich bei unserem Vermieter beschwert. Und der will uns nun rauswerfen.
Weil wir zuviel Krach machen." Martin erzählte noch von seiner
Tante Lena und den Spruch über Kinderlärm, den er in Herten
gelesen hatte. Bruno und seine Mannschaft fanden auch, dass der Spruch
stark sei. Am nächsten Morgen war
die Aufregung riesengroß: Auf der Hauswand gegenüber stand
in großen Buchstaben: "KINDERLÄRM IST ZUKUNFTSMUSIK".
Ein Graffiti. Knallrot und unübersehbar. Das würde Zoff geben.
Hundertprozentig. Irgendwie war das genial, fand Martin. Und dann schlich
sich langsam ein anderer Gedanke in seinen Kopf. Würde nicht jeder
glauben, dass er das geschrieben hatte? Martin wurde ganz mulmig zumute.
Aufgeregt und abgehetzt kam er in de Schule an. Lisa und Tim warteten
schon auf ihn; ohne etwas zu sagen klopften ihm beide anerkennend auf
die Schulter. "Klasse," sagte Lisa. Und Tim meinte: "Mutig,
echt mutig." Martin verstand nicht. "He!" Bruno kam auf
ihn zugerannt. "Das hätt ich jetzt nicht gedacht von dir. Dachte
wirklich, du seist ´n Weichei, Mann." War da nicht ein verräterisches
Funkeln in Brunos Augen? Langsam ging Martin ein Licht auf. "Ihr
meint, ... das ich..., also, nein, das glaubt ihr nicht..." Und er hatte Recht. "Schmierereien und Kindergeschrei
sorgen für Ärger" stand da groß als Überschrift.
"Uns fragt keiner..."
hatte er als Überschrift darüber geschrieben. "Warum sollen
die uns auch fragen..." meinte Tim. "Haben die doch noch nie
gemacht!" "Wer?" wollte Lisa wissen, "wer fragt uns
nicht?" "Na keiner, " sagte Martin. Aber so genau wusste
er das auch nicht. November 99 Und die "Alte"? Lies selbst.... |
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